Wie Diakonissengemeinschaften Frauen das Ausüben eines Berufes ermöglichten
Shownotes
In der zehnten Folge geht es um das Mutterhaus, eine Einrichtung, in der paradoxerweise einst Frauen lebten, die gar keine Kinder hatten, und darum, was daraus geworden ist.
Text: Dr. Annett Büttner, Sprecherin: Dr. Simone Rauthe.
Eine Produktion der Evangelischen Akademie im Rheinland und der Kommission der Evangelischen Kirche im Rheinland für Kirchengeschichte.
Redaktion: Dr. Bettina Förster Internetseite der Evangelischen Akademie im Rheinland: https://ev-akademie-rheinland.ekir.de/start/home/
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00:00:01:
00:00:08: Das Mutterhaus, eine Einrichtung, in der paradoxerweise einst Frauen lebten, die gar keine Kinder hatten, und darum, was daraus geworden ist.
00:00:19: Was geschah?
00:00:21: Beginnen wir mit einer Frage an unsere Zuhörenden.
00:00:23: Was ist ein Mutterhaus?
00:00:25: Vielleicht denken Sie jetzt, es ist eine Art Frauenhaus für geflüchtete Mütter.
00:00:30: oder eine Einrichtung für Mutter-Kind-Kuhren.
00:00:34: In Düsseldorf-Kaisers Wert gab es ein Mutterhaus, das nicht den vermuteten Zwecken diente, sondern es war ab eighteenhundertsechsunddreißig die Heimat der weltweit ersten evangelischen Diakonissen-Schwesternschaft.
00:00:49: Vorsteher und Vorsteherin leiteten sie nach dem damals üblichen, autoritären Familienmodell und übernahmen dabei gleichsam die Elternrolle gegenüber den Schwestern.
00:01:01: Folgerichtig sprachen die Diakonissen die Vorsteherin mit Mutter an.
00:01:06: Dies galt auch für Brief- und Arbeitsberichte, die die Mitglieder der Schwesternschaft an die Vorsteherin schickten.
00:01:16: Die Gründer des Kaiserswetter-Mutterhauses Farateo Dorflitner und seine Frau Friederike hatten dieses Organisationsprinzip von den katholischen, beim herzigen Schwesternschaften übernommen.
00:01:29: Junge Frauen, die aus tiefer christlicher Glaubensüberzeugung heraus dienen und helfen wollten, tratten als Probeschwestern in das Mutterhaus ein und bekamen eine Ausbildung in Krankenpflege oder in einem pädagogischen Beruf.
00:01:43: Anschließend wurden sie jetzt Diakonisten eingesignet und per Gestellungsvertrag in Krankenhäuser oder Gemeinden zur Arbeit entsand.
00:01:52: Sie blieben aber weiterhin Angehörige ihres Mutterhauses, dem sie in disziplinärischer, religiöser und administrativer Hinsicht unterstanden.
00:02:02: Viele blieben auch im Mutterhaus wohnen.
00:02:05: Allein die Mutterhausleitung entschied über die Wahl des Arbeitsplatzes.
00:02:09: Die pflegenden und erziehenden Frauen verstanden ihren Dienst als Ausdruck ihres christlichen Glaubens und als tätige Nächstenliebe.
00:02:19: Bei Krankheit und im Alter wurden die Schwestern wieder in ihrem Mutterhaus versorgt.
00:02:27: Nicht verschwiegen werden sollte, dass es aber auch Diakonissen gab, die die politischen Forderungen der Nationalsozialisten unterstützten.
00:02:35: Wie sehr zwei leibliche Schwestern, die auch Kaiserswetter Diakonisten waren, allerdings unter den Nationalsozialisten zu leiden hatten, darüber sprechen wir in unserer Folge über Johanne und Erna Aufricht.
00:02:53: Die Zahl der Diakonissen stieg im Neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts zunächst stark an.
00:03:01: Namen gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts aber immer mehr ab, sodass die Schwesternschaft das Mutterhaus nicht mehr ausführen konnte.
00:03:09: Im Jahr zwei Tausendzwei wurde das historische Backsteingebäude in Kaiserswert in das Hotel-Mutterhaus mit einer ganz besonderen Atmosphäre umgewandelt.
00:03:22: Was bleibt?
00:03:24: Die autoritären Strukturen und der verlangte Verzicht auf Ehe und Familie mögen heutzutage befremdlich erscheinen.
00:03:31: Die Diakonissengemeinschaften mit ihren Mutterhäusern ermöglichten Frauen aber immerhin, dass er Lernen und Ausüben eines Berufes bereits in einer Zeit, in der viele Frauen sich ausschließlich um Haushalt und Familie kümmern durften.
00:03:47: Die aus christlicher Nächstenliebe erbrachten enormen Leistungen der Diakonisten im Gesundheitswesen sowie im sozialpädagogischen Bereich sind kaum zu
00:04:10: überschätzen.
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